
INTERACT 2025 ist die 20. IFIP TC13 Internationale Konferenz zur Mensch-Computer-Interaktion (International Federation for Information Processing). INTERACT 2025 wird in Belo Horizonte, im Bundesstaat Minas Gerais in Brasilien ausgerichtet – eine Region mit einer reichen Diversität, die Erfahrungen und Kulturen aus aller Welt vereint und traditionelle handgefertigte Artefakte mit moderner Hochtechnologie verbindet.
Dieses inspirierende Umfeld ermöglicht Forschenden, Design-Herausforderungen zu diskutieren, die Erlebnisse in der virtuellen und physischen Welt miteinander verknüpfen – in einer zunehmend engeren Integration zwischen von Menschen geschaffenen und künstlich generierten Artefakten.
Im Einklang mit dem diesjährigen Thema der INTERACT-Konferenz möchten wir Ideen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern über Theorie und Praxis der Forschung und Entwicklung interaktiver Systeme für neurodivergente Nutzerinnen und Nutzer austauschen.
Technologiedesign für und mit neurodivergenten Nutzern: Überlegungen aus der Forschungspraxis
Trotz der zunehmenden Designpraktiken, die neurodivergente Nutzer einbeziehen, gibt es eine wachsende Gelegenheit, die bisher verwendeten Designmethoden, Ansätze und geschaffenen Artefakte kritisch zu reflektieren. Dieser Workshop bringt Expertinnen und Experten für Neuroinklusion zusammen, um die aktuell angewandten methodischen Ansätze, zentrale Herausforderungen bei der Rekrutierung, Co-Design-Praktiken sowie Forschungs- und Designaktivitäten zu diskutieren.
Darüber hinaus möchten wir Ansätze identifizieren, die einen paradigmatischen Wandel begünstigen, bei dem die Perspektiven neurodivergenter Nutzer selbst die Forschung und Entwicklung interaktiver Systeme prägen. Wir laden die Fachgemeinschaft ein, ihre Überlegungen aus Forschung und Entwicklung, Erfahrungsberichte sowie methodische Ansätze einzureichen, um neuroinklusive Designs zu gewährleisten, die den individuellen Bedürfnissen neurodivergenter Nutzer gerecht werden.
Themenbereiche
Die Themen dieses Workshops und die damit verbundenen Einreichungen befassen sich mit neuroinklusivem Design. Wir möchten Folgendes besser verstehen:
- Erfahrungen beim Design für und mit neurodivergenten Menschen,
- Herausforderungen und Einschränkungen aktueller interaktiver Technologien,
- neuroinklusive Anwendungen, die zur Erfüllung der Bedürfnisse der Nutzer entwickelt wurden,
- Vorschläge für neue Methoden, die ein stärker neuroinklusives Design und Forschungspraxen ermöglichen,
- Designüberlegungen und kritische Reflexionen zur Verbesserung bestehender Ansätze, insbesondere zur Förderung der Rekrutierung und Einbindung neurodivergenter Gemeinschaften.
Ziele
Dieser Workshop bringt eine Gemeinschaft von HCI-Forschenden zusammen, die Interesse und Erfahrung im Design für und mit neurodivergenten Menschen haben. Assistive Technologien und neuroinklusive Anwendungen wurden bereits in verschiedenen Bereichen entwickelt – von der Bildungsunterstützung über die Inklusion am Arbeitsplatz bis hin zur Freizeitgestaltung. Dennoch erfüllen viele der in der HCI traditionell angewandten Techniken und methodischen Ansätze nicht die einzigartigen Bedürfnisse neurodivergenter Nutzer und deren unterschiedlichen kognitiven Fähigkeiten.
Daher laden wir die Fachgemeinschaft ein, Designüberlegungen zu reflektieren und zu diskutieren, die eine First-Person-Perspektive einnehmen, sodass Technologien den tatsächlichen Bedürfnissen der Endnutzer gerecht werden.
Wir laden die Teilnehmenden dazu ein, sich kritisch mit den bestehenden Barrieren für Neuroinklusion auseinanderzusetzen und aktuelle Designpraktiken weiterzuentwickeln, um Methoden vorzuschlagen und umzusetzen, die das volle Potenzial neurodivergenter Menschen fördern und eine vollständige gesellschaftliche Integration ermöglichen.
Workshop-Organisation
Wir schlagen einen eintägigen Workshop am 8. oder 9. September 2025 (noch bekannt zu geben) vor, der im Rahmen der IFIP TC 13 INTERACT 2025-Konferenz stattfinden wird. Die eingereichten Beiträge werden von den Organisatoren begutachtet und gemeinsam diskutiert.
Zielgruppe
Wir laden Teilnehmende aus Wissenschaft und Industrie ein, die Erfahrungen und Interessen im Bereich neurodivergenter Designansätze haben oder mehr darüber lernen und ihr Wissen austauschen möchten. Persönliche Erfahrungen mit Technologie sowie kritische Perspektiven auf Methoden und Artefakte sind ebenfalls willkommen, um die Diskussion zu bereichern.
Einreichungsrichtlinien
Um am Workshop teilzunehmen, werden Interessierte nach der Veröffentlichung des Call for Papers über Mailinglisten und soziale Medien dazu eingeladen, einen kurzen Beitrag in einem barrierefreien Format einzureichen. Die maximale Länge des Beitrags beträgt sechs Seiten, zuzüglich Literaturverzeichnis und das Springer-LNCS-Format wird verwendet. Die eingereichten Arbeiten sollten thematisch mit den Schwerpunkten des Workshops übereinstimmen, insbesondere mit Designüberlegungen zur Einbindung neurodivergenter Nutzer in die Forschung und Entwicklung interaktiver Systeme sowie der Verbesserung bestehender Praktiken.
Wir erwarten, dass die Beiträge eine Positionalitätsaussage (Positionality Statement) enthalten, in der die Autoren ihr eigenes Profil, ihre theoretischen Modelle und methodischen Ansätze darlegen und ihre individuelle Perspektive, ihre Verbindungen sowie ihre Erfahrungen in der Arbeit für und mit neurodivergenten Gemeinschaften teilen. Die Einreichung der Manuskripte erfolgt per E-Mail an das Organisationsteam unter vmotti@gmu.edu. Bitte verwenden Sie den folgenden Betreff für die E-Mail: „Interact 2025 – Workshop“, um den Einreichungsprozess zu erleichtern.
Alle eingereichten Beiträge werden von einem Expertengremium begutachtet, das aus dem Netzwerk der Organisatoren rekrutiert wird. Die Auswahl der Beiträge für den Workshop erfolgt anhand wissenschaftlicher Qualität, thematischer Relevanz und des inhaltlichen Mehrwerts der Arbeiten.
Vorläufiger Zeitplan:
- Einreichung: 15. Mai 2025
- Benachrichtigung: 10. Juni 2025
- Einreichung der finalen Paper nach Stattfinden der Konferenz.
Workshop-Teilnahme
Der Workshop wird hybrid stattfinden, sodass eine Teilnahme sowohl vor Ort als auch online möglich ist. Für die persönliche Teilnahme wird eine Anwesenheit bei der INTERACT in Belo Horizonte, Brasilien, erwartet. Die virtuelle Teilnahme wird über Zoom ermöglicht. Um den Teilnehmenden größtmögliche Flexibilität zu bieten, stehen alternative Formate zur Verfügung, über die sie sich an den Diskussionen beteiligen können. Zudem wird eine automatische Untertitelung bereitgestellt, und der Zeitplan wird im Voraus veröffentlicht, um eine optimale Vorbereitung zu erleichtern. Falls zusätzliche Unterstützung oder besondere Anpassungen erforderlich sind, können diese bei den Organisatoren angefragt und nach Möglichkeit bereitgestellt werden. Der Ablauf des Workshops wird aus kurzen Vorträgen bestehen, gefolgt von Fragerunden, Diskussionen und Kleingruppenarbeiten, um eine aktive Beteiligung der Teilnehmenden zu fördern.
Organisatoren
Dieser Workshop wird von der IFIP TC 13 Working Group 13.3 unterstützt, die sich mit Mensch-Computer-Interaktion, Behinderung und Altern befasst. Die Arbeitsgruppe TC 13.3 setzt sich dafür ein, das Bewusstsein für die Anforderungen von Menschen mit Behinderungen und älteren Personen zu schärfen. Sie gibt Empfehlungen für die Gestaltung von Technologien, die eine möglichst breite Nutzerbasis einbeziehen, verfolgt die neuesten Entwicklungen im Bereich der Mensch-Computer-Interaktion sowie deren Auswirkungen auf Barrierefreiheit und Benutzerfreundlichkeit und fördert die Entwicklung von Informations- und Kommunikationstechnologien sowie ergänzender Werkzeuge, die an die vielfältigen Bedürfnisse der Nutzer angepasst werden können.
Darüber hinaus haben alle Organisatoren des Workshops Forschungsinteressen und Erfahrung in der Arbeit für und mit neurodivergenten Nutzern, darunter autistische Personen, Menschen mit ADHS sowie weitere kognitive Unterschiede.

Vivian Genaro Motti ist Associate Professor an der George Mason University und erforscht die Barrierefreiheit am Arbeitsplatz für neurodivergente Erwachsene sowie assistive Smartwatch-Anwendungen zur Emotionsregulierung.

David Gollasch ist Doktorand an der TU Dresden, Deutschland, mit Forschungsschwerpunkten im diversitätssensiblen Interaktionsdesign sowie in strukturierten Methoden und Prozessen im Bereich Softwarevariabilität und KI, um adaptive Benutzeroberflächen zu entwickeln.

Meinhardt Branig ist Doktorand an der TU Dresden, Deutschland, mit Forschungsinteressen in Barrierefreiheit, Datenphysikalisierung und greifbarer Interaktion, wobei er den Schwerpunkt auf Nutzergruppendiversität legt.

Bruna Cunha ist Assistant Professor an der Universität São Paulo, Brasilien, mit umfangreicher Erfahrung in Gesundheitsinterventionen, der Arbeit mit älteren Erwachsenen sowie in der Entwicklung computergestützter assistiver Technologien, die auf die Bedürfnisse vielfältiger Nutzergruppen zugeschnitten sind.